Fälle von Korruption und Fehlverhalten haben Unternehmen auf der ganzen Welt dazu motiviert, Verhaltenskodizes und Ethik-Schulungen grundlegend zu überarbeiten.
Der Sturz von Enron in den 1990er-Jahren etwa oder die jüngeren Skandale bei Volkswagen haben Firmen gezeigt, dass sie Maßnahmen ergreifen müssen, um eine ethisch fundierte Entscheidungsfindung bei Mitarbeitenden sicherzustellen.
Es ist der Verhaltenskodex, oder auf englisch Code of Conduct, der den Grundstein eines funktionierenden Compliance Management Systems legt. Darüber hinaus hilft er die gesamte Corporate Social Responsibility Strategie sinnvoll zu ergänzen.
Er unterstützt Unternehmen dabei, Mitarbeitenden aus verschiedenen Kulturen und mit unterschiedlichen Wertvorstellungen einen einheitlichen Arbeitsprozess vorzugeben.
Ein Code of Conduct entspricht einem Verhaltenskodex für Mitarbeitenden. Neben Gesetzen, nach denen sich Unternehmen richten müssen, enthält er eine Sammlung von firmeninternen Richtlinien und Regelungen zur Handlung im Arbeitsalltag.
In der Regel wird der Code of Conduct vom zuständigen Compliance Beauftragten erstellt. Er dient vor allem in sog. “Diversity Teams” als Handlungsorientierung für rechtlich und ethisch korrektes Verhalten. Gleichzeitig hilft er Unternehmen dabei, rechtliche Risiken aufzudecken und intern zu kommunizieren.
Der Code of Conduct ist im Detail an die jeweiligen Bedürfnisse und Tätigkeitsbereiche angepasst. Auf diese Weise können Firmen individuelle Vorstellungen des Miteinanders im Einklang mit der eigenen Betriebskultur spezifisch definieren.
Typische Bereiche, die im Code of Conduct üblicherweise geregelt werden, sind:
Alles in allem schafft der Verhaltenskodex eine Atmosphäre des Engagements innerhalb der Organisation. Er legt nicht nur ein starkes kulturelles Fundament fest, sondern hilft den Unternehmen bei der Umsetzung rechtlicher und ethischer Verhaltensregeln und Verfahren im Einklang mit geltenden Gesetzen.
So kann der Code of Conduct Vertrauen zwischen Unternehmen und einer Vielzahl von Interessengruppen aufbauen, die von ihren Handlungen betroffen sind. Zu den Interessengruppen zählen nicht nur Mitarbeitende, sondern auch außenstehende Parteien, wie etwa Lieferanten, Geschäftspartner und die allgemeine Öffentlichkeit.
Ein wirksamer Verhaltenskodex legt die Werte der Organisation fest, die ihr Handeln bestimmen, sowie Prinzipien, die der Entscheidungsfindung zugrunde liegen.
Ein Verhaltenskodex sollte niemals als eine Belastung für Unternehmen angesehen werden. Je besser der Verhaltenskodex umgesetzt ist, desto besser werden Organisationen auf dem Markt abschneiden. Er hält sie auf einem einheitlichen Kurs und ist direkt mit den Entscheidungen von verantwortlichen Mitarbeitern verbunden.
Ein wesentliches Element des Verhaltenskodex ist: Es besteht keine Unterscheidung von Führungskräften und Mitarbeitern niedrigerer Hierarchieebenen. Stattdessen gelten die festgelegten Verhaltensanweisungen unternehmensweit.
Vorteil: Mitarbeitende identifizieren sich mehr mit dem Unternehmen und den Vorgesetzten, da keine Schlechterstellung erfolgt.
So wirkt der Code of Conduct als Leitfaden, der alle „Do’s and Don’ts“ aus rechtlicher und ethischer Sicht enthält. Er dient als Checkliste dafür, was sowohl Arbeitgeber als auch Mitarbeitende eingehen können und müssen.
Der Hauptzweck des Verhaltenskodexes besteht darin, als detaillierte Beschreibung zu fungieren, was vom Unternehmen an rechtlichem und ethischem Verhalten erwartet wird.
Die Einführung eines Code of Conducts stellt nicht nur ein einheitliches Verständnis aller Mitarbeitenden von der Betriebskultur sicher. Er bietet darüber hinaus eine Vielzahl weiterer Vorteile.
Ausgezeichnete Mitarbeitende kommen aus verschiedenen Lebensbereichen, doch sie alle erwarten eine gerechte und ethische Behandlung. Unternehmen mit einem Code of Conduct versichern potentiellen Mitarbeitern, dass sie nicht diskriminiert, sexuell belästigt, eingeschüchtert, schikaniert oder irgendeiner anderen Art von Belästigung am Arbeitsplatz ausgesetzt werden.
Vor dem Hintergrund, dass immer mehr Organisationen einen Verhaltenskodex einführen, fällt ein fehlender Code of Conduct zunehmend negativ auf.
Kunden von heute blicken weit über das Preisschild hinaus. Bei so vielen Auswahlmöglichkeiten an Dienstleistern zieht es sie zu Unternehmen, denen sie vertrauen können. Gleichzeitig halten sie sich von diesen fern, die kein ethisches Verhalten fördern.
Dabei sind es nicht nur Kunden, denen Ethik wichtig ist. Organisationen, die stark auf Ethik und Arbeitsabläufe achten, fällt es leichter, dauerhafte Partnerschaften sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer Branche aufzubauen.
Warum ethisches Verhalten so wichtig ist, zeigt sich unter anderem am “Weinstein Skandal”. Ein Ausdruck, der verwendet wird, um die weltweite Welle von Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein zu beschreiben.
Aus diesem Skandal ging schließlich die #MeToo-Kampagne hervor. Nachdem die zugehörige Weinstein Company monatelang nach einem Käufer bzw. Investor gesucht hatte, war das Unternehmen schlussendlich gezwungen, Konkurs anzumelden. Ein deutliches Beispiel für den immensen Einfluss einer negativen Außenwirkung und deren wirtschaftliche Entwicklung.
Ein weniger diskutierter Vorteil eines Verhaltenskodex ist, dass er den sozialen Wandel fördert. Wir alle leben auf demselben Planeten und teilen die gleiche, endliche Menge an natürlichen Ressourcen, sodass wir alle für das Glück oder Elend des anderen verantwortlich sind.
Durch die aufrichtige Förderung positiver sozialer Veränderungen können Arbeitgeber dazu beitragen, die Welt zu einem besseren Ort für alle zu machen. Auf diese Weise unterstützt ein Code of Conduct nicht zuletzt die CSR maßgeblich und verleiht zusätzliche Glaubwürdigkeit.
Die durch den Deutschen Global Corporate Governance Kodex bestimmten Leitlinien unterstützen bereits börsennotierte Unternehmen bei der Führung der Organisation. Damit trägt dieser Kodex einen wesentlichen Teil zur Prävention von Gesetzesbrüchen in Großkonzernen bei – und damit einhergehenden Reputationsschäden.
Doch auch kleine und mittelständische Unternehmen können von der Einführung eines Code of Conducts profitieren. Die dort verfassten internen Richtlinien zeigen Mitarbeitern auf, welche Gesetze und Verhaltensregeln die Firma beachten muss. Als eine Art Handbuch können Mitarbeitenden so jederzeit auf das Manuskript zurückgreifen und ihre Handlungen sinnvoll abwägen.
Erfolgreiche Verhaltenskodizes ermöglichen es den Mitarbeitern also zu erkennen, wie gesetzliche Bestimmungen mit ihren Praktiken am Arbeitsplatz zusammenhängen. Ein wirksamer Kodex regelt auch, was zu tun ist, wenn Mitarbeitende in der Organisation gegen den Kodex verstoßen.
Compliance Schulungen stellen dabei eine effektive Möglichkeit der Bewusstseinsschaffung über verschiedene Abteilungen und Bereiche hinweg dar.
Im Gegensatz zu Gesetzen, die von der Regierung beschlossen werden, handelt es sich bei Verhaltenskodizes lediglich um Verhaltensregeln nach unternehmensspezifischen Bedürfnissen. Dadurch werden etwaige Verstöße nicht durch den Gesetzgeber, sondern durch den Arbeitgeber geahndet.
Mit ihrer Unterschrift stimmen Mitarbeitenden den festgelegten Leitlinien zu und verpflichten sich der Einhaltung dieser Verhaltensregeln. Auf dieser Grundlage sind anschließende Strafen im Fall eines Verstoßes möglich, die neben dem disziplinarischen auch einen medienwirksamen Nutzen haben können.
Beispiel: Dem ehemaligen Azubi einer Porsche-Filiale in Österreich wurde gekündigt, da er in sozialen Medien einen fremdenfeindlichen Kommentar geäußert hat. Dieser Kommentar, offensichtlich nicht im Einklang mit dem Verhaltenskodex des Stuttgarter Sportwagenherstellers, hat Porsche zur Kündigung des Auszubildenden bewegt.
Der Verhaltenskodex für Lieferanten von IKEA, IWAY, wurde entwickelt, um eine Reihe von Standards für die aktuellen und potenziellen Lieferanten des Unternehmens aufrechtzuerhalten.
In Anlehnung an den minimalistischen Stil seines Markenzeichens ist der Verhaltenskodex prägnant, aber dennoch umfassend. Das Dokument behandelt Themen wie Gesundheit und Sicherheit, Löhne und Sozialleistungen, Kinderarbeit und Belästigung.
Der Verhaltenskodex enthält auch Erläuterungen zu Begriffen, die möglicherweise unklar sind, und Beispiele für Begriffe, die missverstanden werden könnten.
IWAY enthält darüber hinaus Verweise auf zusätzliche Dokumente, wie z.B. UN-Konventionen und andere IKEA-Richtlinien, die Mitarbeiter konsultieren können, um ein besseres Verständnis des Ansatzes von IKEA zu erhalten.
Auch der Google Verhaltenskodex ist online leicht zugänglich. Alphabet, die Muttergesellschaft von Google, hat den Verhaltenskodex unter dem Abschnitt Investor Relations auf ihrer Website veröffentlicht, damit aktuelle und zukünftige Interessengruppen ihn einsehen können.
Google betont die Werte, die es pflegt, und stellt eine Vielzahl wichtiger Faktoren im gesamten Verhaltenskodex dar. Aus dem Dokument geht klar hervor, wer sich an die festgelegten Standards halten muss und wie Fehlverhalten behandelt wird.
Der Kodex unterstreicht, wie wichtig es ist, die Stimme zu erheben und Maßnahmen gegen Fehlverhalten zu ergreifen, und ergänzt gleichzeitig den Umfang der Geschäftstätigkeit und Kultur von Google.
2018 entschuldigte sich Linux-Gründer Linus Torvalds für die Art und Weise, wie er die Linux-Gemeinschaft über Jahre geführt hatte. Im gleichen Zug verabschiedete er den Contributor Covenant, einen Ethik- und Verhaltenskodex für das Open-Source-Projekt, nachdem er jahrelang talentierte Entwickler mit seinem feindseligen Verhalten vertrieben hatte.
„Im Interesse der Förderung einer offenen und einladenden Umgebung verpflichten wir uns als Beitragende, die Teilnahme an unserem Projekt und unserer Gemeinschaft zu einer belästigungsfreien Erfahrung für jeden zu machen. Dies gilt unabhängig von Alter, Körpergröße, Behinderung, Ethnizität, Geschlechtsmerkmalen, Geschlechtsidentität und -ausdruck, Erfahrungsniveau, Bildung, sozioökonomischem Status, Nationalität, persönlichem Aussehen, Rasse, Religion oder sexueller Identität und Orientierung“, heißt es darin.
In seiner Funktion als Leitlinie für Verhaltensweisen bildet der Code of Conduct den Grundstein für ein grundsätzliches Bewusstsein von Compliance innerhalb von Organisationen.
Durch eine Aufführung der wichtigsten Gesetze und Richtlinien erstellen Unternehmen mit dem Verhaltenskodex einen klaren Status Quo, der Mitarbeitern als Leitfaden für das Verhalten im Arbeitsalltag dienen soll.
Als solches umspannt der Code of Conduct verschiedene Teilbereiche der Compliance. Von Geldwäsche und Korruption über Exportbestimmungen bis hin zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen kann der Verhaltenskodex Anweisungen für verschiedene Anwendungsgebiete und Arbeitsabläufe vorgeben.
Damit Unternehmen ein vollständiges Verständnis des Code of Conduct und seiner Inhalte aufbauen können, sind Mitarbeiter-Schulungen für einzelne Bereiche unausweichlich.
Ihr interaktiver Verhaltenskodex. Das E-Learning wird individuell an Ihr Unternehmen angepasst und vermittelt Ihren Mitarbeitenden alle Regeln und Vorschriften leicht verständlich und unterhaltsam. So verläuft ihr Arbeitsalltag rechtskonform.