12 min Zuletzt auktualisiert: 16.10.2024

Digitalisierung und Datenschutz: Hürden meistern

Schnelles Internet, digitale Verwaltung – in Deutschland sind das oft noch Wunschvorstellungen. Zu viel Bürokratie, komplexe Datenschutzregeln und langsame Umsetzung, so der Vorwurf. Doch wie können Unternehmen trotz dieser Hürden digital durchstarten und dabei datenschutzkonform bleiben?

In diesem Artikel beleuchten wir die zentralen Hürden im Spannungsfeld zwischen Digitalisierung und Datenschutz – und zeigen, wie Unternehmen diese erfolgreich überwinden können.

Digitalisierung in Deutschland: Der aktuelle Stand

Die Digitalisierung in Deutschland zeigt ein widersprüchliches Bild: Auf der einen Seite gibt  es in Bereichen wie der digitalen Bildung und dem Humankapital vielversprechende Ansätze. Auf der anderen Seite bleiben die Digitalisierung von Unternehmen und der Ausbau digitaler Infrastruktur große Baustellen. 

Deutschland belegte im EU-Digitalisierungsranking, dem letzten Digital Economy and Society Index (DESI) den 13. Platz unter den 27 EU-Mitgliedstaaten. Damit liegt das Land derzeit nur im Mittelfeld. Im Vergleich zu führenden EU-Ländern wie Finnland und Dänemark, die das Ranking anführen, gibt es also weiterhin deutlichen Aufholbedarf.

Besonders alarmierend: Weniger als ein Drittel der deutschen Unternehmen nutzt den elektronischen Datenaustausch effizient, und nur wenige kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) setzen elektronische Rechnungen ein. Während große Konzerne zunehmend in digitale Technologien wie künstliche Intelligenz, Automatisierung und Cloud-Lösungen investieren, zeigen sich viele KMUs noch zögerlich. Oftmals bremsen fehlende digitale Kompetenzen und Unsicherheiten im Umgang mit neuen Technologien die Weiterentwicklung.

Auch im öffentlichen Sektor besteht Nachholbedarf. Digitale Verwaltungsdienste, die für BürgerInnen und Unternehmen essenziell sind, werden oft noch von analogen Prozessen dominiert. Das im Jahr 2017 eingeführte „Onlinezugangsgesetz“ (OZG) soll die Bereitstellung von Verwaltungsleistungen online verpflichtend machen, aber die Umsetzung verläuft schleppend. Viele Verwaltungsdienste sind noch nicht digitalisiert, was die Effizienz und Benutzerfreundlichkeit beeinträchtigt.

Diese Zahlen zeigen deutlich, dass digitale Prozesse in der Wirtschaft noch nicht ausreichend etabliert sind.

Die Corona-Pandemie hat zwar kurzfristig einen Digitalisierungsschub ausgelöst und viele Unternehmen gezwungen, digitale Lösungen in Rekordzeit umzusetzen. Homeoffice, Videokonferenzen und digitale Zusammenarbeit waren plötzlich die Norm. Doch dieser schnelle Wandel offenbarte auch die gravierenden Defizite in der digitalen Infrastruktur. Vor allem fehlende Breitbandverbindungen und unzureichende IT-Ausstattung machten deutlich, dass viele Unternehmen nicht ausreichend vorbereitet waren.

Der schnelle Wechsel zu digitalen Arbeitsweisen war oft improvisiert und zeigt bis heute seine Schattenseiten: Mangels langfristiger Planung wurden oft nur Notlösungen eingeführt, die weder effizient noch sicher sind. Dies hat nicht nur die Digitalisierung gebremst, sondern auch den Datenschutz gefährdet. Unternehmen müssen sich nun den Herausforderungen stellen, diese Lücken zu schließen und nachhaltige digitale Strategien zu entwickeln.

Digitalisierung und Datenschutz: Ein Spannungsfeld?

Der Datenschutz bietet klare Regeln für den Umgang mit personenbezogenen Daten. Diese sollen die Privatsphäre schützen, Transparenz gewährleisten und die sichere Nutzung von Daten ermöglichen. Für Unternehmen bedeutet dies jedoch oft zusätzlichen Aufwand und Unsicherheit bei der Umsetzung. Die Meinungen darüber, ob Datenschutz Innovationen fördert oder behindert, gehen auseinander.

Datenschutz als Rahmen für Innovationen

Datenschutz kann eine starke Innovationskraft entfalten. Klare Richtlinien zur Datennutzung und zum Schutz der Privatsphäre motivieren Unternehmen, neue technische Lösungen zu entwickeln. So sind etwa Privacy Management Tools (PIMS) und Einwilligungsmanagement-Plattformen (CMP) entstanden, die den sicheren und transparenten Umgang mit Daten ermöglichen. Auch moderne Verschlüsselungstechnologien und sichere Kommunikationswege wie die Public Key Infrastructure (PKI) wurden durch Datenschutzvorgaben weiterentwickelt. Diese Innovationen schaffen Vertrauen bei KundInnen und geben Unternehmen die Möglichkeit, Daten sicher zu nutzen und dabei dennoch innovativ zu bleiben.

Herausforderungen der Digitalisierung im Datenschutz

Die Digitalisierung bringt eine Vielzahl von Herausforderungen im Datenschutz mit sich, die Unternehmen unterschiedlich stark betreffen. Diese entstehen oft aus der schnellen technischen Entwicklung, dem veränderten Nutzerverhalten und den steigenden gesetzlichen Anforderungen. Das sind einige der größten Datenschutzherausforderungen im Rahmen der Digitalisierung:

Datenflut und unklare Verantwortlichkeiten

Durch die Digitalisierung entstehen große Mengen an Daten, die oft über verschiedene Systeme, Standorte und sogar Länder hinweg verarbeitet werden. Diese Datenflut stellt Unternehmen vor die Herausforderung, den Überblick über ihre Datenbestände zu behalten und sicherzustellen, dass alle Daten gemäß den Datenschutzvorgaben verarbeitet werden. Hinzu kommt die Schwierigkeit, klare Verantwortlichkeiten für den Datenschutz festzulegen, vor allem wenn mehrere Abteilungen oder externe PartnerInnen involviert sind.

Technologische Komplexität und Intransparenz

Mit neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI), Big Data und dem Internet of Things (IoT) wird die Art und Weise, wie Daten erhoben und verarbeitet werden, immer komplexer. Diese Technologien können Daten in Echtzeit erheben und auswerten, was die Nachvollziehbarkeit der Datenverarbeitungsprozesse erschwert. Unternehmen müssen sicherstellen, dass auch diese Technologien datenschutzkonform eingesetzt werden, was oft nur mit technischer und rechtlicher Expertise möglich ist.

Datentransfer über Landesgrenzen hinweg

Die globale Vernetzung macht den Datentransfer über Landesgrenzen hinweg unvermeidlich. Dabei stehen Unternehmen vor der Herausforderung, sicherzustellen, dass Daten auch außerhalb der EU oder des EWR den strengen europäischen Datenschutzstandards entsprechen. Dies betrifft insbesondere Unternehmen, die mit Cloud-DienstleisterInnen oder anderen PartnerInnen in Drittstaaten zusammenarbeiten, die möglicherweise über weniger strenge Datenschutzvorgaben verfügen.

Wachsende regulatorische Anforderungen

Datenschutzgesetze wie die DSGVO setzen hohe Standards und verlangen von Unternehmen, kontinuierlich neue Regelungen zu beachten. Hinzu kommen nationale Datenschutzgesetze, die ebenfalls beachtet werden müssen. Die Herausforderung liegt darin, sich ständig über die aktuellen rechtlichen Anforderungen auf dem Laufenden zu halten und diese in die betrieblichen Prozesse zu integrieren. Speziell für kleine und mittelständische Unternehmen kann dies eine erhebliche Belastung darstellen.

Mitarbeiterschulungen und Bewusstsein

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeitenden im Umgang mit personenbezogenen Daten. Oftmals sind menschliche Fehler oder Unachtsamkeit die Ursache für Datenschutzverstöße, etwa durch das Versenden von sensiblen Daten an falsche Empfänger oder die unbedachte Weitergabe von Informationen. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, eine Datenschutzkultur zu etablieren und Mitarbeitende regelmäßig zu schulen, damit sie sich der Risiken bewusst sind und im Alltag datenschutzkonform handeln.

Sicherheitslücken und Cyberangriffe

Mit der zunehmenden Digitalisierung steigen auch die Risiken von Cyberangriffen und Datenschutzverletzungen. Hackerangriffe, Datenlecks und unzureichend gesicherte Systeme sind eine ständige Bedrohung für Unternehmen. Die Herausforderung besteht darin, die IT-Sicherheit ständig zu verbessern und sich gegen immer raffiniertere Angriffe zu schützen, um die Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Daten zu gewährleisten.

Datenschutz und Innovation in Einklang bringen

Viele innovative digitale Geschäftsmodelle basieren auf der Verarbeitung großer Datenmengen. Dabei stehen Unternehmen vor der Herausforderung, Innovation und Datenschutz miteinander zu vereinen. Es muss ein Gleichgewicht gefunden werden zwischen dem Nutzen neuer Technologien und Geschäftsmodelle und der Einhaltung strenger Datenschutzanforderungen. Datenschutz darf dabei nicht als Innovationshemmnis wahrgenommen werden, sondern sollte von Anfang an in die Entwicklung neuer Produkte und Prozesse integriert werden („Privacy by Design“).

Lösungsansätze zur Bewältigung der Datenschutzherausforderungen der Digitalisierung

Um die genannten Herausforderungen erfolgreich zu meistern, müssen Unternehmen eine strategische und ganzheitliche Herangehensweise wählen. Ein zentraler Ansatz ist die Einführung von „Privacy by Design“ und „Privacy by Default“. 

Datenschutz sollte von Anfang an in alle digitalen Prozesse integriert werden, anstatt nachträglich hinzugefügt zu werden. Dies bedeutet, dass Systeme und Technologien so gestaltet werden, dass sie datenschutzfreundlich arbeiten und nur die minimal notwendigen Daten erheben. 

Zudem ist es entscheidend, ein starkes Datenschutzmanagement zu etablieren, das klare Verantwortlichkeiten definiert und Datenschutzprozesse fortlaufend überprüft. Regelmäßige Schulungen der Mitarbeitenden und eine enge Zusammenarbeit mit externen Datenschutzexperten sind ebenso unerlässlich, um das Wissen im Unternehmen auf dem neuesten Stand zu halten. 

Eine robuste IT-Sicherheitsstrategie, inklusive der regelmäßigen Überprüfung und Aktualisierung von Schutzmaßnahmen, sollte ebenfalls implementiert werden, um Cyberangriffe zu verhindern. Schließlich sollten Unternehmen sicherstellen, dass sie den rechtlichen Anforderungen in allen Ländern, in denen sie tätig sind, entsprechen und dafür auf die Unterstützung von spezialisierten Dienstleistern und technischen Lösungen zurückgreifen. So können sie sowohl Innovationen vorantreiben als auch den Datenschutz wahren.

Fazit

Der digitale Wandel ist eine enorme Chance für Unternehmen, erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und Umsetzung. Mit der richtigen Strategie können Unternehmen die Herausforderungen der Digitalisierung und des Datenschutzes meistern und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Wer den Datenschutz ernst nimmt und vorausschauende Maßnahmen ergreift, legt den Grundstein für nachhaltigen Erfolg in der digitalisierten Welt. Denn nur mit einem soliden Datenschutzkonzept lässt sich die digitale Zukunft sicher und verantwortungsvoll gestalten.


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