14 min Zuletzt auktualisiert: 16.10.2024

Verstöße gegen die DSGVO im Krankenhaus

Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) stellt hohe Anforderungen an den Schutz von Patientendaten im Gesundheitswesen. Krankenhäuser und Kliniken verarbeiten täglich große Mengen an sensiblen personenbezogenen Informationen – von Gesundheitsakten bis hin zu Diagnosen und Behandlungsplänen. 

Ein Verstoß gegen die DSGVO im Krankenhaus kann daher schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen. Nicht nur das Vertrauen der PatientInnen steht auf dem Spiel, sondern auch hohe Geldstrafen und Reputationsverluste. In diesem Artikel beleuchten wir die häufigsten Fehler im Krankenhausalltag, die zu teuren Datenschutzverstößen führen können, und zeigen auf, wie sich diese vermeiden lassen.

Bekannte Fälle von Verstößen gegen die DSGVO im Krankenhaus

In den letzten Jahren wurden mehrere Krankenhäuser in Deutschland und Europa aufgrund von Datenpannen mit hohen Bußgeldern belegt. Hier sind bekannte Fälle von Verstößen gegen die DSGVO im Krankenhaus: 

  • 460.000 Euro Bußgeld für unberechtigte Zugriffe auf Prominentenakten in den Niederlanden
    Ein prominenter Fall ereignete sich in den Niederlanden, als Mitarbeitende des HAGA-Krankenhauses ohne Berechtigung auf die elektronische Patientenakte eines Prominenten zugriffen. Dies stellte einen klaren Verstoß gegen das „Need-to-know“-Prinzip dar, das vorschreibt, dass nur Personen Zugriff auf Patientendaten haben sollten, die diese für ihre Arbeit benötigen. Das Krankenhaus erhielt eine Strafe von 460.000 Euro, da es nicht in der Lage war, den Zugriff angemessen zu kontrollieren und zu protokollieren​.
  • 200.000 Euro Bußgeld für nicht ausreichende Schutzmaßnahmen
    Ein Krankenhaus in Spanien, HM Hospitales, wurde 2024 zu einer Geldstrafe von 200.000 Euro verurteilt, weil es nicht ausreichende Maßnahmen zum Schutz von Patientendaten implementiert hatte. Der Vorfall unterstreicht die Notwendigkeit, technische und organisatorische Maßnahmen zu ergreifen, um den unberechtigten Zugriff auf elektronische Gesundheitsdaten zu verhindern​.
  • 105.000 Euro Bußgeld für Datenverwechslung
    Das Universitätsklinikum Mainz musste ein Bußgeld in Höhe von 105.000 Euro zahlen, nachdem sensible Patientendaten verwechselt wurden, was dazu führte, dass falsche Rechnungen an PatientInnen verschickt wurden. Dieser Vorfall stellte eine erhebliche Verletzung des Datenschutzes dar, da die Vertraulichkeit und Integrität der Gesundheitsdaten nicht gewährleistet war. Das Krankenhaus konnte nicht ausreichend nachweisen, dass es angemessene organisatorische Maßnahmen getroffen hatte, um solche Fehler zu verhindern, was zu der hohen Geldstrafe führte​.

Diese Fälle verdeutlichen, dass eine unzureichende Umsetzung der DSGVO im Krankenhaus nicht nur das Vertrauen der PatientInnen gefährdet, sondern auch erhebliche finanzielle und rechtliche Folgen haben kann.

Häufige Fehler bei der Umsetzung der DSGVO im Krankenhaus

  • Unzureichende Zugriffskontrollen
    Einer der häufigsten Fehler ist, dass Krankenhäuser keine ausreichenden Berechtigungskonzepte einführen. Oft haben Mitarbeitende, die keinen direkten Bedarf an Patientendaten haben, dennoch Zugriff auf diese Informationen. Das „Need-to-know“-Prinzip wird häufig vernachlässigt, was in mehreren prominenten Fällen zu Datenschutzverletzungen geführt hat.
  • Fehlende Protokollierung von Zugriffen
    Viele Krankenhäuser versäumen es, Zugriffe auf elektronische Patientenakten zu protokollieren. Ohne Protokollierung ist es unmöglich, nachzuvollziehen, wer wann auf bestimmte Daten zugegriffen hat, was die Aufklärung und Vermeidung von Verstößen erheblich erschwert​.
  • Unzureichende Schulung der Mitarbeitenden
    Ein häufiger Fehler besteht darin, dass die Mitarbeitenden nicht ausreichend in Bezug auf die DSGVO und den Schutz sensibler Daten geschult werden. Dies führt oft zu unbewussten Verstößen, wie z. B. dem unsachgemäßen Umgang mit Patientendaten oder dem Weitergeben von Informationen an unbefugte Dritte.
  • Verzögerte Meldung von Datenpannen
    Krankenhäuser müssen Datenschutzverletzungen innerhalb von 72 Stunden melden, doch oft wird diese Frist nicht eingehalten. Dies liegt entweder an mangelnder interner Kommunikation oder an unklaren Meldeprozessen. Verzögerte Meldungen können zu höheren Bußgeldern führen​.
  • Fehlender Einsatz moderner Sicherheitstechnologien
    Oft wird versäumt, moderne Technologien wie Verschlüsselung oder Multi-Faktor-Authentifizierung einzusetzen, um Patientendaten zu schützen. Dies macht sensible Informationen anfällig für Cyberangriffe oder unbefugte Zugriffe.

Folgen von Verstößen gegen die DSGVO im Krankenhaus

Gesundheitsdaten zählen zu den besonders sensiblen Daten, die gemäß der Datenschutz-Grundverordnung einem hohen Schutzniveau unterliegen. Verstöße gegen die DSGVO im Krankenhaus können weitreichende Konsequenzen haben:

  • Verlust des Patientenvertrauens: PatientInnen erwarten, dass ihre Gesundheitsinformationen vertraulich behandelt werden. Eine Datenschutzverletzung kann das Vertrauen in das Krankenhaus nachhaltig schädigen.
  • Schaden für die Gesundheit der PatientInnen: Wenn vertrauliche Gesundheitsdaten unbefugt offengelegt oder verwechselt werden, kann dies für PatientInnen gefährlich sein. Zum Beispiel könnten falsche Informationen in der Patientenakte zu Fehldiagnosen oder falschen Behandlungen führen.
  • Finanzielle Konsequenzen für das Krankenhaus: Datenschutzverletzungen können hohe Bußgelder nach sich ziehen. Zusätzlich können Schadensersatzklagen von betroffenen PatientInnen weitere finanzielle Belastungen verursachen.
  • Reputationsschäden: Neben den direkten finanziellen Auswirkungen kann ein Vorfall auch den Ruf des Krankenhauses langfristig schädigen. Negative Presseberichte und öffentliche Kritik können dazu führen, dass PatientInnen, Mitarbeitende und PartnerInnen das Vertrauen in das Krankenhaus verlieren.

Richtiger Umgang mit personenbezogenen Daten im Krankenhaus

Im Krankenhausalltag ist der Schutz sensibler Patientendaten oberstes Gebot. Von der Aufnahme bis zur Entlassung und sogar in der Forschung müssen Datenschutzbestimmungen eingehalten werden, um die Privatsphäre der PatientInnen zu wahren.

Datenschutz bei der Aufnahme

  • Häufiger Fehler: Zu umfangreicher Zugriff auf frühere Behandlungsdaten.
  • Lösung: Beschränken Sie den Zugriff auf Informationen, die unbedingt für die aktuelle Behandlung benötigt werden.

Datenschutz auf der Station

  • Häufiger Fehler: Patientenakten liegen unbeaufsichtigt in öffentlichen Bereichen.
  • Lösung: Verwenden Sie verschlossene Schränke und sichere elektronische Systeme mit Zugriffsberechtigungen.

Datenschutz nach dem Aufenthalt

  • Häufiger Fehler: Zugriff auf Daten nach der Entlassung der PatientInnen.
  • Lösung: Sperren Sie den Zugang für medizinisches Personal nach der Entlassung und ermögliche nur den Zugriff bei ausdrücklicher Notwendigkeit.

Datenschutz in der Forschung

  • Häufiger Fehler: Nutzung personenbezogener Daten ohne Einwilligung.
  • Lösung: Anonymisieren oder pseudonymisieren Sie Daten und holen Sie immer die ausdrückliche Zustimmung der PatientInnen ein.

Datenschutz bei der Nutzung von Technologien im Krankenhaus

  • Häufiger Fehler: Unzureichender Schutz von IT-Systemen.
  • Lösung: Setzen Sie den branchenspezifischen Sicherheitsstandard (B3S) um und überprüfe regelmäßig, ob die IT-Sicherheitsvorgaben eingehalten werden.

Weitere praktische Tipps für die korrekte Umsetzung der DSGVO im Krankenhaus

  • Zugriffsrechte regelmäßig überprüfen: Überprüfen Sie regelmäßig die Zugriffsrechte aller Mitarbeitenden, um sicherzustellen, dass nur autorisierte Personen Zugriff auf Patientendaten haben.
  • Patientendaten sicher aufbewahren: Bewahren Sie physische Unterlagen stets in verschlossenen Schränken auf und schützen Sie elektronische Daten durch sichere Passwörter und Verschlüsselung.
  • Sensibilisierung und Schulungen: Alle Mitarbeitenden sollten regelmäßig zu Datenschutzrichtlinien und dem korrekten Umgang mit sensiblen Daten geschult werden.
  • Einwilligungen einholen: Holen Sie immer schriftliche Einwilligungen von PatientInnen ein, wenn Daten für Forschungszwecke oder an Dritte weitergegeben werden sollen.
  • Datensicherheit bei der Kommunikation: Achten Sie darauf, dass bei der elektronischen Kommunikation keine sensiblen Daten unverschlüsselt übertragen werden. Nutzen Sie sichere Plattformen und verschlüsselte E-Mails.
  • Datenschutzbeauftragten einbinden: Beziehen Sie Datenschutzbeauftragte in alle Prozesse ein, die den Umgang mit Patientendaten betreffen, um sicherzustellen, dass alle datenschutzrechtlichen Vorgaben eingehalten werden.

Fazit

Die Umsetzung der DSGVO im Krankenhaus ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch entscheidend für das Vertrauen der PatientInnen. Verstöße gegen den Datenschutz können schwerwiegende Folgen haben – von hohen Bußgeldern über Schadensersatzforderungen bis hin zu Reputationsverlust. Um dies zu vermeiden, müssen Krankenhäuser strenge Datenschutzrichtlinien umsetzen. Dazu gehört, dass nur berechtigte Personen Zugriff auf Patientendaten haben und alle Daten sicher aufbewahrt werden. Besonders in Notfällen und bei der Nutzung von Technologien sind klare Vorgaben und Schulungen der Mitarbeitenden unerlässlich.

Mehr Informationen über Patientendaten, -rechte, Informationspflichten und Maßnahmen zum Datenschutz im Krankenhaus finden Sie hier.


Quellen

Unsere Auszeichnungen

Comenius-Siegel-2024 DBA Siegel

Unsere Partner


lawpilots GmbH
Am Hamburger Bahnhof 3
10557 Berlin
Deutschland

+49 (0)30 22 18 22 80 kontakt@lawpilots.com
lawpilots GmbH hat 4.6345575261236 von 5 Sternen 2634 Bewertungen auf ProvenExpert.com