12 min Zuletzt auktualisiert: 11.10.2023

Update Datenschutz: Facebook und Apple im Streit um unsere Daten

Datenschutz bei Apple

Apples neustes iOS-Update soll das Online-Tracking von Daten weiter erschweren und die Privatsphäre der NutzerInnen schützen. Die Einführung der App Tracking Transparency (ATT) führt dazu, dass NutzerInnen nun ausdrücklich zustimmen müssen, ob ihre Daten mithilfe der App gesammelt und verarbeitet werden dürfen. Dies betrifft auch den Zugriff auf die Geräte-ID und den von Apple erstellten Identifier for Advertisers (IDFA). Dieser ist eine individuelle Nummer, die jedes iPhone besitzt. Der IDFA ermöglicht Werbetreibenden anhand ihrer Apps die Verfolgung von Nutzerdaten und Sammlung von Informationen für die Erstellung maßgeschneiderter Werbung.

Mark Zuckerberg bezeichnete dies als wettbewerbsfeindliches Verhalten und warf Apple vor, seine eigene Werbeplattform nicht an die neuen Regeln anzupassen. Er unterstellte Apple außerdem, durch die IDFA-Änderungen, den Druck auf Unternehmen zu erhöhen, sodass jene zukünftig ihre Einnahmen durch Abonnements oder In-App-Zahlungen generieren müssen. Dadurch würden die AnbieterInnen von kostenlosen Apps dazu gezwungen werden, Gebühren von ihren NutzerInnen zu verlangen.

Mark Zuckerberg ließ im Zeichen seines Unmuts unter anderem in der New York Times und in der Washington Post ganzseitige Anzeigen gegen Apples Datenschutzupdate platzieren. Facebook selbst stellt sich dabei als Verteidiger des freien Internets und kleiner Unternehmen dar, die mit ihren Apps besonders von den neuen Funktionen betroffen wären.

Laut ehemaliger Facebook-Mitarbeitenden nutzen kleine Unternehmen jedoch eher selten IDFA-Daten für ihre Anzeigen. Für ihre Zwecke genüge häufig die Auswertung demografischer Daten, wie die Adresse oder das Alter der NutzerInnen. Die ehemaligen Mitarbeitenden vermuten daher hinter dem Streit und der Anzeigenschaltung von Facebook lediglich Kalkül, um den Ruf des Konzerns zu verbessern. Denn es würde vor allem Facebook sein, welches durch das neue iOS-Update mit einem starken Einbruch der Werbeeinnahmen rechnen müsse. Aktuell setzen sich 97 Prozent der Umsätze des von Mark Zuckerberg gegründeten Konzerns aus den Erlösen durch personalisierte Werbung im Newsfeed oder auf anderen Orten im sozialen Netzwerk zusammen.


Datenschutz bei Apple wie?
Quelle: wdr.de

Datenschutz beim iPhone

Auch nach dem IOS-Update gibt es weitere Funktionen, mit denen die eigene Privatsphäre noch besser geschützt werden kann. Unter „Einstellungen – Datenschutz“ können sowohl die Standorte als auch das Tracking, die Analyse oder personalisierte Apple-Werbung aktiviert bzw. deaktiviert werden. Außerdem lässt sich auf dem iPhone unter „Kontakte“ kontrollieren, welche App Zugriff auf das Telefonbuch erhält.

Tipp: Unter „Einstellungen – Safari – Cross-Sitetracking“ können Sie es Webseiten erschweren, Sie im Internet zu verfolgen.

Sind Daten in der iCloud sicher?

Die iCloud ist eine praktische Funktion, um den eigenen Speicherplatz auf dem iPhone oder Mac nicht auszureizen und trotzdem alle Daten und Bilder immer zur Hand zu haben. Der Nachteil ist, dass sich Hacker ohne große Anstrengungen Zugang verschaffen und Kopien aller Dateien anfertigen können.

Apple selbst kommuniziert seit Jahren ein hohes Datenschutzbewusstsein, welches nur teilweise der Wahrheit entspricht. Während VerbraucherschützerInnen das neue Datenschutz-Upgrade begrüßen, zweifeln die meisten ExpertInnen an Apples Selbstlosigkeit. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass Apple durch die Bestimmungen seine eigene Marktmacht ausweiten möchte. Da Apple sich vor allem durch den Verkauf seiner Geräte und den Erträgen des App-Stores und nicht durch zielgerichtete Werbung finanziert. Auf diese Weise können die neuen Datenschutzbestimmungen von Apple und von Google vielmehr dazu führen, die Konkurrenz auszubremsen und Markteintrittsbarrieren weiter zu erhöhen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass sowohl die Empörung von Mark Zuckerberg als auch der Streit zwischen Apple und Facebook noch weitere Fortsetzungen mit sich bringen wird.

Wird der Datenschutz auf Facebook eingehalten?

Der Facebook Konzern steht seit Jahren immer wieder aus datenschutzrechtlichen Gründen in der Kritik. Sei es aufgrund der Cambridge Analytica Skandale 2018 oder der jüngsten Schlagzeilen in Bezug auf das Tochterunternehmen WhatsApp.

Fakt ist, dass Facebook eine der größten Datenkraken darstellt: Die App sammelt sowohl die persönlichen Daten von Facebook-Mitgliedern als auch von Nicht-Mitgliedern. Sie sammelt sie ohne der Erlaubnis der NutzerInnen auf Webseiten, sozialen Netzwerken und Endgeräten. Facebook trackt online unter anderem die Kommunikation, die Aktivität und Standortaktualisierungen. So können Profile erstellt werden, bei denen sogar die politische Einstellung oder sexuelle Orientierung von NutzerInnen hinterlegt wird.

Was Mark Zuckerberg wirklich stört

Zukünftig werden NutzerInnen vor dem Einloggen in der Facebook-App gefragt werden, ob sie einer Nachverfolgung zustimmen. Eine zunehmende Verweigerung der Nachverfolgung erschwert jedoch die Entwicklung zielgenauer Werbung – ein wichtiger Bestandteil des Facebook-Geschäftsmodells.

Auch das von Facebook angebotene View-Through-Conversion-Tracking ist davon betroffen. Es zeigt Werbeunternehmen die Effizienz ihrer Facebook-Kampagnen. Dies geschieht durch einen Abgleich zwischen der IDFA von getätigten Käufen und der auf Facebook gesehenen Werbung. Apples Neuerungen für mehr Transparenz könnten auch dieses Geschäftsmodell zunichtemachen.

Was passiert mit den Daten bei Facebook?

Der Konzern setzt die online gesammelten Daten zu Analysezwecken und zur Zusammenstellung von Profilen und ganzen Tagesabläufen von Einzelpersonen ein. Die Web-Nutzung inklusive Uhrzeit und Verweildauer, kombiniert mit den Ortungsdaten des Smartphones, können den gesamten Tagesablauf einer Person abbilden.

Die Profile selbst ergeben sich aus allen gesammelten personenbezogenen Daten sowie Interessen und Verhaltensmustern. Es ist dabei ein leichtes, neben dem Namen und der Adresse einer Person, Vorlieben, Freundschaften und Interessen aus den besuchten Webseiten abzuleiten. Auf diese Weise gelingt Facebook, mittels der Verknüpfung der erstellten Profile und weiterer im Netz gesammelter Daten und Informationen, die exakte Identifizierung von NutzerInnen.

Was ist der Facebook Pixel?

Unternehmen können durch die Installation des Facebook Pixels von den Tracking-Fähigkeiten des sozialen Netzwerks profitieren. Der Facebook Pixel trackt das Nutzerverhalten und zeigt, wie wirkungsvoll eine geschaltete Werbung ist. Technisch ist es sehr einfach, den Facebook Pixel als Code auf der eigenen Website einzubauen und für die Zukunft den Erfolg von Anzeigen nachzuvollziehen.

Wichtig: Als WebsitebetreiberIn reicht es nicht, in der Datenschutzerklärung auf die Nutzung des Facebook Pixels hinzuweisen. Sie sollten stattdessen einen Opt-Out (Austragelink) auf Ihrer Seite integrieren. So weisen Sie Ihre NutzerInnen daraufhin, dass deren Daten in den USA gespeichert und dort von Dritten verwendet werden können. Holen Sie hierfür in jedem Fall die Erlaubnis der NutzerInnen ein.

Wie lange darf Facebook die Daten speichern?

Laut Facebook werden nach der Auflösung eines Facebook-Kontos auch alle dazugehörigen Daten im Netzwerk gelöscht.

Dies betrifft jedoch nicht die von dem Account aus verschickten Nachrichten oder Kommentare. Andere NutzerInnen können diese nach wie vor sehen.

Des Weiteren können alle NutzerInnen festlegen, ob ihre Konten nach dem eigenen Tod gelöscht werden soll. Auch Eltern ist es seit einiger Zeit möglich, die Verwaltung des Profils ihres verstorbenen Kindes zu beantragen.

Im Sommer 2020 sprach der Bundesgerichtshof den Eltern eines verstorbenen Mädchens das Recht zu, von Facebook den Zugriff auf das Konto der verstorbenen Person zu bekommen. Es war das Ergebnis eines mehrjährigen Rechtsstreits nach dem Tod eines 15-jährigen Mädchens in 2012.

Facebook-Gruppen

Die Einführung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hat in den letzten Jahren in vielen Bereichen zu einer gewissen Unsicherheit geführt.

Dabei gab es immer wieder die Behauptung, dass sogar in Facebook-Gruppen die DSGVO von allen NutzerInnen bestätigt werden müsse. Dies ist falsch.

Wer eine Facebook-Seite oder -Gruppe betreut, übernimmt nicht die Verantwortung, dass die DSGVO-Richtlinien dort eingehalten werden.

Die Verantwortung liegt bei Facebook, dem betreffenden Unternehmen und den NutzerInnen, die die entsprechenden Inhalte hochladen.

Facebook-Unternehmensseite

Beinahe jedes existierende Unternehmen verfügt über eine Unternehmensseite auf dem sozialen Netzwerk von Mark Zuckerberg. Wie bereits erwähnt teilen sich sowohl Facebook als auch Ihr Unternehmen die Pflicht, die DSGVO-Richtlinien einzuhalten. Sobald Sie gezielte Werbung schalten, sollten Sie sich damit auseinandersetzen. Am einfachsten ist dies, wenn Sie, auf der Datenschutzerklärung ihrer Website über die eingesetzten Tracking-Tools auf Facebook aufklären und eine Erlaubnis der NutzerInnen einholen.

Kann man sich anonym anmelden?

Es ist prinzipiell möglich, sich nicht mit seinem echten Namen bei Facebook anzumelden. Generell möchte der Konzern jedoch für die Anmeldung den Namen, die E-Mail-Adresse, das Geschlecht und das Geburtsdatum der neuen NutzerInnen wissen. Dabei werden zu häufig benutzte Anmeldedaten von Facebook von vorneherein nicht akzeptiert. Dies können z. B. populäre SchauspielerInnen, SängerInnen oder Namen aus Filmen und Büchern sein.

Es ist daher ratsam weder einen bekannten noch ungewöhnlichen Namen für ein anonymes Profil auszuwählen. Ansonsten wird Facebook mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Bestätigung der Identität bestehen.

Auch Wegwerf-E-Mail-Adressen werden schnell von Facebook erkannt. Hier sollte deshalb eine separate E-Mail bei einem gängigen Anbieter eingerichtet werden.

Bei der Eingabe des Geburtsdatums muss Ihnen außerdem bewusst sein, dass der Facebook-Algorithmus in starker Abhängigkeit zu den jeweiligen Altersklassen funktioniert. Für jüngere NutzerInnen werden andere Anzeigen und Nachrichten ausgespielt als für ältere.

Des Weiteren wird ein anonymes Profil nur selten von FreundInnen oder Familienangehörigen gefunden. Die Verknüpfung mit anderen Kontakten basiert deshalb auf reiner Eigeninitiative. In jedem Fall können aber wie gewöhnlich Gruppen genutzt und Beiträge kommentiert werden.

Es ist also durchaus möglich, ein anonymes Facebook-Profil aufzubauen. Facebook, als unermüdliche Datenkrake, sammelt dann zwar trotzdem Daten, aber eben nicht die echten.


Quellen:

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