13 min Zuletzt auktualisiert: 28.06.2023

Korruption in Deutschland: 5 bedeutsame Fälle

Korruptionsfälle Titelbild

Assoziiert werden der Begriff und sein Konzept besonders mit der Politik. Doch auch in der Geschäftswelt und im Kleinen kommen immer wieder Fälle ans Licht, in denen Menschen auf illegalem Weg versuchen, sich Vorteile zu erkaufen. Daher ist die Frage „Was ist Korruption“ sehr wichtig. Und was fördert sie?

Sie braucht stets einen aktiven wie einen passiven Part. Der aktive Part besticht einen Geschäftspartner durch Geldmittel, materielle Gegenstände oder Vergünstigungen.

Der passiv Beteiligte hingegen zeigt sich gewillt, die gebotenen Mittel anzunehmen und dem Schenkenden seinerseits unlautere Vorteile zukommen zu lassen.

Solche Bestechungsmittel können bereits kleine Dinge wie ein Geschenkkorb sein, oder aber – in größeren Dimensionen gedacht – Geldüberweisungen von hohen Beträgen.

Aktuellen Angaben des globalen Korruptionsindex zufolge hält sich die wahrgenommene Korruption in Deutschland in Grenzen.

  • Im weltweiten Ranking rangiert Deutschland unter den Top 10 der als am wenigsten korrupt empfundenen Länder.

Allerdings geht man von einer hohen Dunkelziffer aus. Denn das Geschäft mit der Bestechlichkeit ist eines, das – natürlicherweise – im Verborgenen stattfindet.

Fällt sie jedoch auf, kann das ernsthafte Folge nach sich ziehen. Bestätigt sich in einem Unternehmen ein entsprechender Verdacht, liegt ein Strafbestand vor, der nach § 299 StGB Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr geahndet wird.

Korruptionsverdacht

Demgemäß drohen – je nach Schwere des Vergehens – eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder auch Geldstrafen. Doch auch in Hinsicht auf Reputation und Wirtschaft können die Folgen fatal sein. Die nachfolgenden Beispiele zeigen, wie verheerend genau.

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Der DFB-Skandal um das Sommermärchen

Nicht nur beim Großkonzern Siemens flossen dubiose Millionenzahlungen aus schwarzen Kassen, um Großprojekte zu sichern. Auch in der Welt des Fußballs findet sich ein bekanntes Beispiel: die sogenannte Sommermärchen-Affäre.

Worum ging’s im Kern? Im April 2005 tätigte der DFB über die FIFA eine Überweisung von 6,7 Millionen Euro an den Schweizer Unternehmer Robert Louis-Dreyfus.

Jener hatte dem WM-Organisationschef Franz Beckenbauer 2002 einen Kredit in gleicher Höhe gewährt. Diese Summe ging von Beckenbauers Konto noch im selben Jahr über die Schweiz nach Katar und verschwand auf Konten des damaligen FIFA-Exekutivkomitee-Mitglieds Mohamed bin Hammam.

Die genauen Details der Überweisungen sind bis heute unklar. Für den damaligen Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger, steht jedoch fest: Die Antworten zur Sommermärchen-Affäre liegen in Katar.

In Folge der fragwürdigen Zahlungen sollte sich Zwanziger gemeinsam mit dem ehemaligen DFB-Generalsekretär Horst Schmidt, dem Sportfunktionär Urs Linsi sowie dem früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach verantworten. Alle vier wurden wegen Betrugsverdachts angezeigt.

Am 27. April 2020 sind die Vorwürfe verjährt. Dennoch ist das Kapitel für die Beteiligten nicht abgeschlossen. Eine endgültige Aufklärung der Geschehnisse in der Affäre bleibt weiter abzuwarten.

Zumindest Hammam, der bereits als korrupt bekannt war, bekam die Konsequenzen seiner Teilnahme in der Affäre zu spüren. 2011 wurde er lebenslang von der FIFA gesperrt.

Die VW-Abgas-Affäre

Nachdem der DAX-Konzern Volkswagen bereits 2005 wegen Korruption ins Schlingern geriet, erregte das Unternehmen im Herbst 2015 mit der Abgas-Affäre erneut die Gemüter. Mittels einer Manipulationssoftware täuschte VW niedrige Abgaswerte vor – und löste so einen der größten Skandale in der Firmengeschichte aus.

Messungen in den USA erbrachten damals die Erkenntnis, dass die Software den Ausstoß von Stickoxiden auf dem Prüfstand herabsenkte. Im normalen Straßenverkehr hingegen waren die Abgaswerte des als „Clean Diesel“ beworbenen Motors den gesetzlichen Vorgaben gegenüber deutlich erhöht.

Daten und Fakten zum Skandal:

  • Rund elf Millionen Fahrzeuge des VW-Konzerns galten als systematisch manipuliert.
  • In den Betrug verwickelt waren sämtliche Marken des Großkonzerns sowie der Zulieferer Bosch.
  • Die Folgen der Affäre: Straf- und Entschädigungszahlungen in Milliardenhöhe sowie ein immenser Imageschaden, der bis heute besteht.
  • Der damalige VW-Chef Martin Winterkorn trat im Zuge des Bekanntwerdens der Affäre von seinem Posten zurück. Sein Nachfolger Matthias Müller blieb ebenfalls nicht lange im Amt. Auch gegen ihn wurden Ermittlungen eingeleitet.

Der VW-Abgasskandal ist somit ein weiteres Beispiel dafür, wie Machthabende ihre Position missbrauchen, um auf illegalem Weg einen wirtschaftlichen Vorteil zu erzielen. Zugleich verdeutlicht dieser Fall die drastischen Folgen, die ein aufgeflogener Betrug mit sich bringen kann.

Die Siemens-Affäre

Im November 2006 durchsuchten Polizei, Steuerfahnder und Staatsanwälte sämtliche Büros des Großkonzerns Siemens – der Beginn einer Schmiergeldaffäre, die Schlagzeilen machte.

Die Razzia brachte ein System schwarzer Kassen ans Licht, das dem international aufgestellten Unternehmen dazu diente, Amtsträger und Auftraggeber zielgerichtet zu bestechen.

Die Folge: Inhaftierungen, Anklagen, mehrere Millionen Euro Schadensersatz-Zahlungen und ein Prozess, der sich über mehr als zehn Jahre erstreckte.

🡪 Zwischen 1998 und 2003 soll Siemens insgesamt 14 Führungskräfte der Telekommunikationsgesellschaft OTE bestochen haben, um sich einen Milliardenauftrag zu sichern: Dem deutschen Hersteller sollte durch die Korruption die Digitalisierung des griechischen Telefonnetzes zugesichert werden.

Für den damaligen Siemens-Manager, Heinrich von Pierer, waren die Folgen gravierend. Im Winter 2019 wurde der mittlerweile 79-jährige in Griechenland zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.

Die Chancen, dass Pierer von den deutschen Behörden ausgeliefert wird, sind zwar gering, dennoch ist er durch das Urteil in seiner Freiheit eingeschränkt. Neben ihm erhielten zudem 21 weitere ehemalige Mitarbeiter Haftstrafen zwischen 6 und 15 Jahren.

Für den einst angesehenen Top-Manager Heinz-Joachim Neubürger endete die Siemens-Affäre sogar tödlich. 2015 beging er in München Selbstmord. Die juristische Aufarbeitung habe ihm stark zu schaffen gemacht, berichtete die „Zeit“ im selben Jahr.

Der Fall Rainer Grindel

Nach gerade einmal drei Jahren hat Rainer Grindel im April vergangenen Jahres seinen Posten an der Spitze des DFB unfreiwillig räumen müssen.

Auch in seinem Fall war der Grund für den vorzeitigen Abgang Korruption. Bereits während seiner Amtszeit stand Grindel immer wieder in der Kritik. Von Juli 2016 bis Juli 2017 etwa war er als Aufsichtsratsvorsitzender der DFB-Medien Verwaltungs-Gesellschaft tätig.

Nach Angaben des „Spiegel“ erhielt er dafür Zusatzzahlungen in Höhe von 78.000 Euro. Zum Vorwurf machte man ihm besonders die Nichtangabe der Zahlungen.

Zum Verhängnis wurde ihm jedoch ein Uhren-Geschenk des ukrainischen Funktionärskollegen Grigori Surkis. Die kostbare Uhr bekam er im April 2017 von diesem überreicht.

Nach eigener Angabe lag der Wert des Geschenks bei 6.000 Euro. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Listenpreis der Luxusuhr 2017 bei 11.800 Euro lag.

Das Bekanntwerden dieser Umstände zog für Grindel verschiedene Konsequenzen nach sich:

  • Für die Einfuhr der Uhr aus der Schweiz musste diese nachversteuert werden. Der Grund war deren erhöhter Warenwert.
  • Mit der Akzeptanz des Geschenks in Form der Uhr schadete Grindel seinem öffentlichen Ansehen erheblich.
  • Im April 2019 trat er sein Amt als Präsident des DFB ab.
  • Ebenfalls 2019 verlor er seine Posten in den Führungszirkeln bei UEFA und FIFA.

Fritz Keller, der das Amt Grindels als DFB-Präsident 2019 übernahm, setzt sich nach den Ereignissen um seinen Vorgänger inzwischen für mehr Transparenz ein. Mit dem Einsatz eines Vergütungs- und Beratungsausschusses legte er kürzlich sämtliche Zahlen offen.

Philipp Amthor – Hochmut kommt vor dem Fall

Jung, bekannt und schon mit Anschuldigungen konfrontiert: Aufgrund seines Engagements für das US-Unternehmen Augustus Intelligence wurden dem CDU-Politiker Anfang 2020 Bestechlichkeit sowie eine Bestechung von Amtsträgern vorgeworfen.

Die kritischen Stimmen erhoben sich, nachdem sich Amthor beim Wirtschaftsministerium für Augustus Intelligence einsetzte und im Gegenzug wertvolle Aktienoptionen erhielt.

Mittlerweile wurde das Verfahren gegen Amthor eingestellt, da ihm ein Rechtsverstoß juristisch nicht nachweisbar war. Seine Reputation bleibt in Anbetracht der Affäre allerdings nachhaltig geschädigt. Dazu gilt seine Unparteilichkeit vielen Menschen als fragwürdig.

Darüber hinaus brachte die sogenannte Lobbyismus-Affäre dem jungen Politiker weitere Konsequenzen ein:

  • Aufgrund der schwerwiegenden Vorwürfe sah sich Amthor gezwungen, auf seine Kandidatur für den CDU-Landesvorsitz in Mecklenburg-Vorpommern zu verzichten.
  • Die für sein zweifelhaftes Engagement erhaltenen Anteilsoptionen trat er ab.
  • Von der Wirtschaftskanzlei distanzierte er sich.

Wie weit die Affäre die politische Karriere des CDU-Politikers künftig noch beeinträchtigt, bleibt abzuwarten. Fest steht: Mit dem Fall Amthor ist das Thema rund um Lobbyismus und Transparenz in der Politik weiterhin hochaktuell.

Fazit

Die angeführten Beispiele verdeutlichen, wie tiefgreifend die Folgen von Korruption sein können – vom immensem Imageschaden über das Karriereaus und bis hin zum Selbstmord (wie im Fall des Siemens-Managers Heinz-Joachim Neubürger).

Umso mehr drängt sich die Frage nach einer Prävention von Korruptionsfällen auf. Die Stichworte lauten Transparenz und Compliance.

Damit MitarbeiterInnen nicht gegen den § 299 StGB verstoßen, gibt es in vielen Unternehmen Compliance-Regeln. Mit diesen legen Geschäftsführer fest, wie sich jeder Einzelne in bestimmten Situationen zu verhalten hat – etwa bei der Annahme oder Vergabe von Geschenken.

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