11 min Zuletzt auktualisiert: 17.10.2023

Korruptionsprävention in Unternehmen

Was ist Korruption und welche Straftatbestände darunter fallen, erfahren Sie in einem anderen Beitrag. Lesen Sie auch über die größten Korruptionsskandale der letzten Jahre.

Korruption ist keinesfalls eine Bürde undemokratisch geführter Länder. Sie ist als Thema allgegenwärtig in der europäischen Wirtschaft. Bereits 2014 legte die Europäische Kommission einen Bericht vor, der zeigte, dass Maßnahmen zur Prävention in den einzelnen EU-Ländern sehr unterschiedlich gehandhabt werden.

Während beispielsweise Dänemark und Neuseeland sich durch eine hohe Integrität auszeichnen, schneiden im internationalen Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) Frankreich oder Belgien deutlich schlechter ab.

Deutschland hingegen befindet sich im oberen Drittel und verzeichnet seit einigen Jahren eine deutlich geringere Anzahl an Delikten als noch 2014. Die häufigsten Vergehen betreffen den Tatbestand der Bestechung. ExpertInnen gehen jedoch davon aus, dass nur ca. 20 Prozent aller bestehenden Delikte wirklich aufgedeckt werden.

Korruptionsprävention und Straftaten

Während im Jahr 2014 durch diese 20 Prozent finanzielle Schäden in Höhe von ca. 358 Millionen Euro für die Bundesrepublik Deutschland entstanden sind, sind es im Jahr 2019 noch 47 Millionen Euro gewesen.

  • 21 Prozent der Deutschen fürchten Repressalien, sollten sie Korruption öffentlich machen. Die sogenannte Whistleblower-Richtlinie soll deshalb dem Schutz von HinweisgeberInnen dienen.
  • 49 Prozent der Deutschen sind hingegen davon überzeugt, dass die Regierung gute Arbeit in der Bekämpfung leistet.
  • 47 Prozent sind davon überzeugt, dass „gewöhnliche“ Menschen einen Unterschied im Kampf gegen Korruption machen können.

Wie entsteht Korruption?

Entgegen der häufigen Annahme haben die Höhe des Bestechungsgeldes und situationsbedingte Faktoren wie der Zeitdruck häufig keinen signifikanten Einfluss auf korrupte Handlungen. Untersuchungen und Studien kamen zu dem Ergebnis, dass die Höhe der Bestechungssumme das korrupte Handeln zwar positiv bewerten kann, jedoch der Impuls zur wirklichen Durchführung von anderen Faktoren abhängt.

Viel ausschlaggebender ist die Bewertung des beruflichen und familiären Umfeldes. Wird die sie aufgrund von Zeitdruck von den Vorgesetzten begrüßt oder aufgrund der Höhe der Summe von den Familienmitgliedern gebilligt, fällt der betroffenen Person die Grenzüberschreitung leichter.

Achtung: Auch Unternehmensleitbilder, die nicht konkret auf Prävention ausgerichtet sind, erhöhen mögliche Risiken, indem sie den Reiz in Bezug auf korrupte Handlungen steigern. Explizite Formulierungen und Konsequenzen im Code of Conduct (Verhaltenskodex) eines Unternehmens sind deshalb deutlich wirkungsvoller als eine generelle Aufforderung zur Integrität.

Ob es wirklich zu einer korrupten Handlung kommt, hängt demnach von drei Faktoren ab:

  1. Wie ist die Einstellung der betroffenen Person?
  2. Wie schätzt die Person die Einstellung dazu in ihrem Umfeld ein?
  3. Wie bewertet sie das Risiko, die korrupte Handlung erfolgreich auszuführen?

Prävention in den eigenen Reihen gelingt deshalb am wirkungsvollsten über explizite Compliance-Regeln und eine Unternehmenskultur, die Korruption eindeutig ablehnt. Durch die Identifikation der MitarbeiterInnen mit einer offenen und fairen Unternehmenskultur entsteht ein wirkungsvoller Schutz gegenüber möglichen Versuchungen.

Unternehmen sind dazu verpflichtet, im Rahmen ihres Compliance-Managements Maßnahmen festzulegen, die der Verhinderung von Straftaten aus dem eigenen Unternehmen heraus dienen. Besonders kleine und mittlere Unternehmen greifen häufig erst ein, wenn sie bereits stattgefunden hat. Dies kostet das Unternehmen jedoch deutlich mehr Ressourcen als eine bestehende Korruptionsprävention.

Verhaltenssicherheit-durch-Code-of-Conduct-im-Unternehmen

Was macht ein(e) Korruptionsbeauftragte(r)?

Der oder die Korruptionsbeauftragte stellt eine unabhängige Stelle dar, der mögliche Korruption gemeldet werden kann. Er prüft daraufhin die Glaubwürdigkeit und strafrechtliche Relevanz des Verdachts. Neben der Funktion als Ansprechperson ist es seine Aufgabe sowohl Unternehmen als auch Einzelpersonen im Falle des Verdachts zu beraten.

Viele große Unternehmen gründen Compliance-Abteilungen, welche sich ausschließlich mit dem Thema und dessen Auswirkungen auseinandersetzt. Andere wiederum setzen externe PrüferInnen ein, um die Risiken im Unternehmen besser beurteilen zu können.

Korruptionsprävention in Unternehmen und Compliance Aufgaben

Prävention als Teil des Compliance-Managements ist ein wichtiger Bestandteil des Code of Conducts, in dem der firmenweit geltende Verhaltenskodex festgelegt wird.

Im Rahmen ihrer Compliance sind Unternehmen dazu angehalten, sich an alle gesetzlichen Pflichten, Vorschriften und Richtlinien zu halten und deren Implementierung zu garantieren. Aufgrund dessen ist auch die Transparenz und die Prävention moralischen und ethischen Fehlverhaltens ein wichtiges Thema der Unternehmens–Compliance.

Wie Transparency International feststellte, ist die Versuchung beispielsweise größer, wenn Verhandlungen mit GeschäftspartnerInnen aus Ländern geführt werden in denen sie als Kavaliersdelikt gilt. Ebenso steigen die Risiken bei Unternehmen mit vielen internationalen Tochterunternehmen, weil die Geschäftsführung eine geringere Kontrolle über jedes einzelne hat. Die offene Unternehmenskultur, geprägt durch die Compliance, ist deshalb von entscheidender Bedeutung, um das ethische Verhalten der MitarbeiterInnen zu prägen.

Welche Maßnahmen dienen der Korruptionsprävention? 

Welche Maßnahmen wirken?

Das grundlegende Kernelement der Prävention ist die Schulung der gesamten Belegschaft. Eine Belegschaft, die in der Lage ist, Interessenkonflikte rechtzeitig zu erkennen und sich über die Konsequenzen bewusst ist, bietet dem Unternehmen einen immensen Schutz.

Flexibel und in kurzen Einheiten bietet lawpilots Ihren MitarbeiterInnen Online-Schulungen zur Korruptionsprävention, zu Interessenkonflikten und zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen.

Auf diese Weise stärken Sie Ihr Unternehmen von innen heraus und vereinfachen die Einhaltung des Code of Conducts sowie die Durchführung aller weiteren Maßnahmen.

Im Anschluss ist es von hoher Bedeutung, dass sowohl die Führungsebene als auch die MitarbeiterInnen sich entsprechend den Empfehlungen des Code of Conducts und den Compliance–Richtlinien ihres Unternehmens verhalten. Das Topmanagement selbst muss hierbei als Vorbild agieren und die Unternehmenswerte vorleben.

Auf Basis des neu erlernten Wissens sollte eine Risikoanalyse, der besonders gefährdeten Bereiche untersucht werden. Hierzu gehören meist der Vertrieb und Einkauf, das Rechnungswesen, Abteilungen mit Behördenkontakt oder Geschäftsbeziehungen in korruptionsgefährdete Länder. Auf diese Weise werden der Umfang, die Inhalte und notwendigen Ressourcen der Compliance–Organisation festgesteckt.

In jenen Bereichen sollten im Sinne des Mehr-Augen-Prinzips mehrere MitarbeiterInnen für die Kontrolle verantwortlich sein. Ebenso wichtig ist die vollständige Transparenz zur Prävention im Unternehmen. Hierfür muss es eindeutige Zuständigkeitsregelungen, ein funktionierendes Berichtswesen, IT-gestützte Vorgangskontrollen und Möglichkeiten der vollständigen Dokumentation geben.

MitarbeiterInnen in besonders korruptionsgefährdeten Bereichen sollten sorgfältig ausgewählt werden und in regelmäßigen Zeitabständen ausgetauscht werden.

Leitfaden für Unternehmen

  1. Formulierung eines Antikorruptionsprogramms im Code of Conduct des Unternehmens
  2. Schulung und Sensibilisierung der Belegschaft
  3. Gestaltung von Arbeitsgruppen zur Korruptionsprävention
  4. Durchführung einer Risikoanalyse
  5. Einsatz des Mehr-Augen-Prinzips
  6. Gewährleistung vollständiger Transparenz
  7. Rotation der MitarbeiterInnen in gefährdeten Bereichen

Quellen:

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